Für einige Organisationen ist das kurzfristige Überleben der einzige Punkt auf der Tagesordnung.
Andere blicken durch den Nebel der Ungewissheit und denken darüber nach, wie sie sich positionieren sollen, wenn die Krise vorüber ist und sich die Dinge wieder normalisieren.
Andere halten Ausschau nach den Walen, wie sie die aufgewühlten Wellen auf hoher See für sich nutzen, um den Sturm zu meistern. Doch sie sehen nur selten den ganzen Wal, meist nur Teilansichten: von der Finne, dem Kopf, der Fluke oder dem Flipper.
Das Beobachten von Strategien gleicht diesem “Whale Watching” wir sehen nie die ganze Strategie sondern immer nur Teilstücke.
Das Strategieverständnis von Technologieunternehmen in Phasen der Transformation
Sturmreiter
Strategien der TecDax Konzerne
Autoren der Studie: Lothar Dörr, Dr. Lars Immerthal und Dimitrij Naumov
Die Studie kann hier kostenfrei angefordert werden.
Was zeichnet das Strategieverständnis von Hochtechnologieunternehmen in Phasen der Transformation aus? Das ist Ausgangsfrage dieser Studie, die wir mit einem besonderen Blick auf die TecDax-Unternehmen stellen.
Als Sturmreiter bezeichnen wir die TecDax-Unternehmen. Denn sie verfügen über besondere Fähigkeiten, Mentalitäten und Ausrüstung – aber eben nicht nur, um heil durch den Sturm zu gelangen, sondern um die aufgewühlten Wellen auf hoher See für sich nutzen können, um den Sturm zu reiten.

Vorgehensweise
Für uns ist die Beschäftigung mit dieser Frage von der Überzeugung geleitet, dass es keine strategielosen Organisationen gibt. Denn wir verstehen Strategien als einen generellen Modus, in dem Unternehmen ihr Dasein koordinieren und sich als Einheit zusammenhalten.
Es sind teils bewusst gestaltete, teils in der Praxis über Jahre entstandene nie formalisierte, netzartige und ständigen Veränderungen unterworfene Muster, das Haltegeflecht der lebenden Organisation. Sie durchziehen jeden Bereich des Unternehmens, zeigen sich jedoch nur in bestimmten Situationen, in Ausschnitten, häufig camoufliert und niemals in ihrer Gesamtheit.Wer Strategien (und damit auch Erfolgsmuster) identifizieren will, muss sich deshalb von dem gewohnten Instrumentarium verabschieden und dem Anspruch „das große Ganze“ zu sehen.
Das Beobachten von Strategien gleicht viel eher dem „Whale Watching“. Wir sehen selten den ganzen Wal, sondern nur Teilansichten: von der Finne, dem Kopf, der Fluke oder dem Flipper. Und oft genug sehen wir lediglich schäumendes und unruhiges Wasser, einen Blasstrahl, hören spezifische Geräusche. Dann zeichnet nur noch unsere Vorstellungkraft das Bild von seiner ungeheurlichen Lebendigkeit, die ihn über die Weltenmeere ziehen läßt. Darüber sollten wir glücklich sein. Denn als reines Anschauungsobjekt, als etwas Ganzes sehen wir den Wal nur noch leblos in der Brandung. Ein beklemmendes Bild, die totale Negation des Whale Watching
…

In einem lebendigen Unternehmen zeigen sich Strategien auf unterschiedlichste Weise. Etwa in der Gewichtung und Priorisierung bestimmter Trends, wenn beispielsweise „Herausforderungen, die sich aus der steten Zunahme der Weltbevölkerung bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung ergeben und deren gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Konsequenzen nur mittels – disruptiver – Innovationen gelöst werden können.“
Oder durch das Bild einer digitalen und flexibilisierten Welt, in der man den Anspruch hat, „die richtigen technologischen Antworten auf die sich rasant ändernden Märkte sowie auf die großen Zukunftsthemen Digitalisierung, Mobilität und Sicherheit zu geben“ , und mit Partnern und Kunden entschlossen die „optimale Route in die digitale Zukunft“ zu beschreiten. Einer Welt, die zur fortwährenden „schnellen Umsetzung und Anpassung an Trends“ zwingt und in der hohe „Widerstandsfähigkeit und Dynamik“ zum Überlebenskriterium geworden sind.
Diese spezifischen Perspektiven auf die Welt und die eigene Rolle sind indes keine naturwissenschaftlichen Gewissheiten. Sie sind Ausdruck einer bestimmten Werte- und Denkhaltung und als solche nicht nur kontingent (wie beispielsweise die sehr anderen Perspektiven amerikanischer, oder asiatischer Unternehmen zeigen), sondern Manifestationen von Strategien und Selbstbeschreibungen. Schemen der Wale, von denen die Sturmreiter in den Führungsetagen begleitet werden.